Rattenrennen Teil 6

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Rattenrennen Teil 6ExtrablattEssen, Dienstag, 15. März 2011 0:47 Uhr bis MitternachtIch bin müde und fühle mich wie mit einem Gummiknüppel zerschlagen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie sich jemand fühlt, der mit einem Gummiknüppel geschlagen wurde, aber ich denke, dass es sich so ähnlich anfühlen muss. Schuhe und Strümpfe habe ich ausgezogen und ich gehe so leise wie möglich durchs Haus. Nur niemand aufwecken und unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Die Kinder schlafen tief und fest – das nehme ich jedenfalls an – denn aus ihren Zimmern kommt kein Laut. Vorsichtig öffne ich die Tür zu unserem Schlafzimmer. Stefan hat mir den Rücken zugedreht und atmet ruhig. Ich weiß, dass er einen festen Schlaf hat. Behutsam schließe ich die Schlafzimmertür und meine Anspannung lässt langsam nach. Ich rede mir ein, dass Gewissensbisse nichts anderes als Einbildung sind. Außerdem schade ich niemand. Stefan hat mich ja immer noch. Er verliert mich nicht, auch wenn ich mit einem anderen Mann eine etwas ungewöhnliche Affäre habe. Und an Wert verliere ich doch auch nicht. Ich muss lächeln, weil ich es schaffe, mein schlechtes Gewissen durch banale Sätze zu manipulieren und ins lächerliche zu ziehen. Wie in Trance öffne ich eine Büchse Prosecco und fülle ein Glas. In meinem Kopf ist ein wirres Knäuel von Gedanken und Phantasien. Die Augen fallen mir immer wieder zu, und ich versuche mich mit einer rosaroten Tablette wach zu halten. „… and goes running for the shelter of a mothers little helper. And two help her on her way, get her through her busy day …” Die Pillen sind meine kleinen Helfer für Notfälle. Ist es bereits ein Notfall? Endet das mit ihm wie die meisten i*****len Beziehungen? Werden irgendwann auch seine Ideen zur Routine? Oder stehe ich unmittelbar vor der ultimativen Katastrophe? Eine Affäre kann zu einem überaus motivierenden Zustand werden. Das Gehirn arbeitet mit Höchstleistung. Ich darf keinen Fehler machen und nur nicht verrückt werden. Vielleicht ist alles ganz einfach. Ich muss dem i*****len nur den bitteren Beigeschmack der kommenden Katastrophe nehmen. Nur nicht zu viel darüber nachdenken, dann wird alles viel leichter.Ich gehe ins Bad. Ich bin verschwitzt und sollte duschen, aber von den Geräuschen könnte Stefan wach werden. Mit einem nassen Handtuch wische ich mich unter den Achseln ab und dann sorgfältig zwischen den Beinen. Aus dem Wäschefach nehme ich einen einfachen, weißen Baumwoll-Slip und ziehe ihn an. Darüber streife ich ein langes, verwaschenes graues Shirt mit einem aufgedruckten, roten Mund, der provozierend seine Zunge herausstreckt. Was für ein magisches Symbol. Ich muss lächeln und ihr könnt mich alle …Liebes Tagebuch, du kennst mich. Ich bin nicht so abgebrüht wie es vielleicht aussieht. Im Gegenteil, ich bin in vielen Situationen gehemmt und sogar schüchtern. Vor einem halben Jahr wäre das für mich, was in den letzten Wochen geschehen ist, undenkbar gewesen. Er hat es mit geschafft, dass ich heute selbstbewusst und stark bin, auch wenn seine Methode vielleicht etwas ungewöhnlich ist. Ich brauch keinen grauen Mantel um mich und meine Gefühle zu verstecken. Ich habe ihn ausgezogen und zur Althemmungssammlung gebracht. Aber ich weiß noch nicht, ob es für mich eine neue, eine grenzenlose Freiheit wird, oder doch nur Selbsttäuschung und der Reiz des Unbekannten ist. Noch bin ich seine öffentliche Hure, und ich spiele das Spiel gern mit. Mit mir darf er alles machen. Er darf mich anderen Männern anbieten. Ich werde wildfremde, nach Schweiß stinkende Männer ablecken, die mich in irgendeinem Hausflur wie eine läufige Hündin nehmen … Meine Gedanken schweifen schon wieder ab. Vielleicht wäre es erregend, wenn Stefan zusehen und mich ganz zum Schluss auch ficken würde, vielleicht im Licht einer Straßenlaterne, und Lale Andersen singt „unter der Laterne, unterm großen Tor …“ Im Stehen, hart und brutal, wie ein billiges Straßenmädchen. Von meinen Phantasien weiß Stefan nichts. Er würde an so etwas noch nicht einmal denken. Dafür ist Stefan zu brav. Aber die Braven werden nie die Energie der Kreativität spüren, und eine Affäre die Grenzen überschreiten kann, ist nun mal hochdosierte Kreativität, die meinem Geist gut tut. In der Realität will ich mit Stefan, meinem Ehemann, den ich liebe und den ich nie verlassen werde, keinen Sex. Ist das nicht verrückt? Es käme mir wie Betrug vor, wenn ich mir vorstelle, dass er aufwachen könnte, neben sich greift und mich anfasst. Wenn er in mich eindringt und den Schleim von fremden Kerlen spürt. Mich womöglich küssen will – dort wo Minuten vorher andere Schwänze waren. Stefan ist mein Mann und mein bester Freund, aber ich ekle mich vor seinen Berührungen. Was ist mit mir los? Bin ich verrückt, oder werde ich verrückt? Ich werde heute Nacht wieder einmal nicht im Ehebett, sondern im Erdgeschoß auf dem Sofa schlafen. Vor einiger Zeit habe ich Stefan ganz entrüstet gesagt: „Du schnarchst“, was aber nicht stimmt. Er ist sehr rücksichtsvoll und hat akzeptiert, dass ich meinen Schlaf brauche und darum öfter auf dem Sofa schlafen muss. Stefan hat mich schlafend auf dem Sofa gefunden und mich mit einem Kuss auf die Stirn geweckt. Mein Kopf fühlt sich an, wie wenn ich in einem Betonmischer, zusammen mit einer halben Tonne Rheinkiesel einige Runden gedreht hätte. Außerdem habe ich Schweißausbrüche, als ob ich ohne Anlauf in der heißen Phase des Klimakteriums angekommen wäre. Mit Fünfunddreißig ist´s noch zu früh. Ich nehme mir fest vor, einen Termin bei meiner Frauenärztin zu machen. Aber ich kann da erst hin, wenn die Striemen auf meinen Oberschenkeln und meinem Po etwas verheilt sind. Hier im Ort kennt Jeder Jeden. Meine Frauenärztin ist eine bewegte Emanze und denkt womöglich, Stefan würde mich schlagen. Ich gehe ins Bad und spüle einen hellblauen Upper mit etwas Wasser runter. Die kleinen Dinger schmecken bitter und verursachen im Hals ein Kratzen, aber die wirken sofort und tun mir gut. Ich muss ihn bitten, mir mehr davon zu besorgen. Damit die Striemen und ein, blauen Flecken schneller verschwinden, reibe ich mich mit Pferdesalbe ein, die ich im Internet bestellt habe. Das riecht zwar nicht besonders, aber der Geruch verschwindet schnell. Außerdem ist das Zeug gut für die Haut. Besser als Schwänze lutschen und Sperma auf der Haut verreiben, was ja auch ein gutes Hautpflegemittel sein soll. „Das sind historische Tatsachen. Das ist von den griechischen und römischen Kurtisanen überliefert …“ hat er gesagt, und das glaube ich ihm sogar.„Forever young, i want to be forever young. Do you really want to live forever, forever forever. Forever young, i want to be forever young …” Sind die Töne aus dem Radio purer Hohn, oder ist es ein leise klingendes Menetekel für kommende Katastrophen?Meine Familie canlı bahis geht mir über alles, und das gemeinsame Frühstück ist ein Ritual, das wir uns nicht nehmen lassen. Frische Brötchen stehen auf dem Tisch, und Stefan hat mir sogar einen leckeren Smoothie aus Bananen, Apfel, Birne und Kiwi gemacht, „damit mein Schatz seine Vitamine bekommt …“ wie er sagt. Ich hasse die Pampe, aber ich sage nichts, und schlucke brav, was mir vorgesetzt wird. Ich sage nichts und gebe mich betont gleichgültig. Ich habe ein Würgen im Hals und kann fast nichts essen. Die Kinder sagen nichts. Stefan macht einen gedankenverlorenen Eindruck. Ich spüre, dass eine seltsame Spannung in der Luft hängt. Ich frage nicht nach. Für längere Diskussionen fühle ich mich nicht fit genug, und auf lauerndes Hinterfragen meiner Ausreden habe ich jetzt keine Lust. Wenn eine Diskussion unausweichlich wird, ist immer noch Zeit für ein längeres Palaver.Schweigend stehen wir auf. Stefan ruft: „Beeilt euch, wir sind spät dran.“ Garniert mit dem üblichen Morgengemaule der k**s bringt er sie in die Schule. Auch das ist ungewöhnlich, denn eigentlich bleibt der Kinderfahrdienst immer an mir hängen. Ich sage nur: „Danke Schatz, ich fühle mich heute nicht so gut. Ich glaube, ich bekomm eine kleine Grippe“, und Stefan legt seine Hand auf meine Stirn. „Fieber hast du nicht.“ Das ist alles was er sagt, und das weiß ich selbst.Ich muss schon wieder an ihn denken. „Müssen“ ist der falsche Begriff. Mein ganzes Leben besteht aus „Müssen.“ Ich will an ihn denken, weil er mich aus der täglichen Routine herausholt und auf andere Gedanken bringt. Stefan will am Sonntag mit den k**s in den Zoo. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht mitkommen kann, weil ich die Tiere hinter Gittern nicht leiden sehen will. Stefan findet, dass ich zu sensibel bin. Dass ich sensibel bin, weiß ich auch, und am Sonntag habe ich wieder einige Stunden nur für mich. Vielleicht bekomme ich dann den Kopf etwas frei. Ich gehe ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Das heiße Wasser tut mir gut. Ich schließe die Augen und spüre die Erregung, die in mir aufsteigt. Mein Körper ist wie ein empfindliches Instrument. Wenn der richtige Schalter vom Richtigen gedrückt wird, reagiert mein Body auf die sanftesten Berührungen. Sorgfältig entferne ich mit einem Rasierer die Haare unter meinen Armen, an den Beinen und zwischen meinen Beinen. Dann setze ich mich auf den Rand der Duschwanne und nehme die Handdusche. Der Duschkopf ist nicht festgeschraubt und lässt sich leicht abdrehen. Stefan wollte schon einen Handwerker holen, weil er sich wundert, warum der Duschkopf immer wieder lose ist. Stefan ist phantasielos und so arglos. Ich muss lächeln und schließe die Augen. Der Strahl aus dem Wasserschlauch massiert meinen Körper. Dann richte ich den Strahl auf mein Perlchen und ein Zittern durchläuft mich. Die Wassermassage ist schön, aber anstrengend. Ich brauche einige Minuten bis ich wieder zu mir komme. Ich trockne mich ab und nehme einen hellblauen Upper aus der der kleinen silbernen Pillendose. Mit meinen Händen fange ich Wasser aus dem Wasserhahn auf und spüle nach. Die Wirkung der kleinen Pille setzt sofort ein. Es ist wenige Minuten vor Neun. Ich weiß wieder einmal nicht was ich anziehen soll. Ich entscheide mich für einen grauen Rock, dazu eine schlichte, cremefarbene Bluse. Die Haare stecke ich hoch. Ich sehe die Ansätze, und nehme mir vor, heute noch einen Termin bei meinem Friseur zu vereinbaren. Aber wie ich den kenne, zickt der wieder rum. Friseure sind Künstler. Mein Friseur ist schwul. Schwule Friseure sind eine besondere Spezies, und manche nehmen sich das Recht heraus, ihre Kundinnen mit exakt einzuhaltenden Terminen zu tyrannisieren, und sie dann in der zerschlissenen Sitzecke mit zerlesenen Zeitungen warten zu lassen. Er verlangt von mir, dass ich nur noch Strümpfe mit Naht und Strumpfhalter trage. Ich weiß nicht, wie er sich das vorstellt. Ich habe doch nicht den ganzen Tag Zeit, mich nach seinen Vorstellungen aufzubrasseln. Heute dauert mir das Gefummel mit den Strapsen zu lang. Halterlose müssen für heute reichen, und ich denke, er wird es nicht bemerken. Er will auch, dass ich nur noch hochhackige Schuhe trage. Wenn der wüsste, was das für eine Qual ist. Meine Mutter hatte immer gesagt: „Französische Schuhe und preußische Füße, das passt nicht.“ Die hatte gut reden. Die lief in Goa, oder auf Ibiza den ganzen Tag barfuß, und zwischendurch hatte sie sich in irgendeinem Ashram den Geist verkleistern lassen. Gegen Mittag treffe ich mich mit ihm ganz harmlos im Extrablatt, und da wird er mir nicht unter den Rock sehen.Früher hat Stefan immer die Wäsche gewaschen und gebügelt. Stefan ist der voll emanzipierte Ehemann, aber der Teufel steckt immer in den Details. Neuerdings reiße ich mich darum, Wäsche zu waschen, zu bügeln und wegzuräumen. Mein argloser und „blinder“ Ehemann könnte misstrauisch werden, und Fragen stellen, wenn er entdeckt, was seine Frau für Dessous trägt, von deren Existenz er keine Ahnung hat. Ich mag meinen Job, aber das tägliche Ritual wird mir immer mehr zur Last. Soll es immer so weitergehen? Alles was geschieht ist vorhersehbar, nichts bleibt dem Zufall überlassen. Seit einer Stunde sitze ich an meinem Schreibtisch. Lustlos klicke ich mich durch meine Emails. Nur unwichtiges Zeug ist dabei. Lustig finde ich die Mails, die mir in schlechtem Deutsch vorgaukeln, dass ein Bankdirektor in Sierra Leone wieder eine herrenlose Summe von fünf Millionen Dollar auf einem Konto gefunden hat, und die er mit mir im Verhältnis 40 Prozent für mich, und der Rest für ihn, teilen möchte. Das finde ich großzügig, aber er will auch meine Passnummer und mein Bankkonto wissen. Ich schreibe ihm, dass ich gern ein Bild von ihm hätte, und er soll doch bitte seine Unterhose über den Kopf ziehen soll. Das wäre bei hier in Deutschland so Sitte. Ich finde die Idee lustig. Mal sehen was passiert. Wenn der das wirklich macht, stelle ich das Bild ins Internet.Sandra versucht mit mir den Terminplan für die nächsten Tage durchzusprechen und legt mir gleichzeitig die Post auf den Tisch. Ich sage: „Ich habe heute totalen Stress. Das machen wir morgen.“ Briefe öffnen ist für mich eine lästige Angelegenheit. Eigentlich gehört das zu Ulis Aufgaben, aber Uli ist nicht da. Ich sehe auf meine Uhr am Handgelenk. Um 12:30 Uhr bin ich mit ihm im „Extrablatt“ verabredet. Vieles ist noch unerledigt, und ich habe schon wieder ein schlechtes Gewissen, weil meine Gedanken immer wieder abschweifen und ich so nachlässig geworden bin. Dafür hasse ich mich und ich fühle mich wieder schuldig. Der Großauftrag auf den wir warten, ist immer noch nicht eingegangen. Alles muss ich allein entscheiden. Ich muss die Produktionsaufträge vergeben, obwohl ich bahis siteleri nicht weiß, ob das gut gehen wird. Aber ich bin von meiner Kollektion überzeugt. Die erkennen meine kreative Handschrift. Die sich darum reißen. Die werden das kaufen. Die müssen kaufen, sonst sind wir erledigt. Es ist schon 11:23 Uhr und ich muss mich beeilen. Ich will pünktlich sein. Bei Verspätungen versteht er keinen Spaß. Mir bleibt keine Zeit mich frischzumachen. Den PC schalte ich nicht aus. Für Sandra soll es aussehen, also ob ich nur kurz weg bin. Ich rufe Sandra zu: „Ich hab einen wichtigen Termin. Spätestens um 14:00 Uhr bin ich wieder zurück.“ Das nehme ich mir fest vor. In der Tiefgarage unterm Kennedyplatz finde ich einen Parkplatz. Durch den verpissten Aufgang und bis zum Extrablatt sind es nur ein paar Schritte. Ich sehe ihn sofort. Er winkt mir zu, und ich dränge mich durch die vielen Menschen in den hinteren Teil des Bistros. Er lächelt mich an, und ich spüre, wie mir warm wird. Ich werde rot, und senke etwas den Blick. Wenn er mich ansieht, ist es mir, als ob er in mich hinein sehen und meine Gedanken lesen könnte. Kann er das, oder gehören wir zusammen? Er sieht gut aus. Er ist älter als Stefan. Eigentlich weiß ich über ihn so gut wie nichts. Ich kenne weder seine Vergangenheit, noch seine Freunde, oder ob er andere Frauen neben mir hat. Eigentlich ist es mir egal, wenn es sich herausstellen würde, dass ich nicht die Einzige bin. Ist das Abhängigkeit? Bin ich ihm verfallen? Sein Alter hat er mir nicht gesagt. Ich schätze ihn auf fünfundvierzig oder höchstens fünfzig Jahre. Er hat stahlblaue Augen, millimeterkurze Haare, einen trainierten, festen Körper, und er riecht gut. Ich könnte mich ständig an in kuscheln, mich geborgen fühlen, ihn ablecken – überall … So etwas passiert mir nicht oft, aber in seiner Gegenwart fühle ich fühle mich unsicher. Jetzt erst sehe ich, dass er nicht allein ist. Er lächelt und begrüßt mich: „Schön, dass du da bist.“ Ich antworte mit meiner süßesten Zuckerstimme (und ärgere mich im gleichen Moment über mein demutvolles Gehabe): „Ich freue mich auch“ und ich lächle ihn auch an. Er gibt mir kein Zeichen, dass ich mich setzen darf. Er steht auch nicht auf, um mir aus dem Mantel zu helfen. Angeregt unterhält er sich wieder mit dem Fremden am Tisch. So wurde ich noch nie brüskiert, aber ich nehme es hin. Nicht das Liebevolle und Aufmerksamkeiten reizen mich. Das war schon immer so. Es ist das Abweisende, was mich anzieht. Auf dem Tisch liegt ein iPad in einer braunen Lederhülle, die wie ein altes, abgegriffenes Buch aussieht. Obwohl mir in dem überfüllten Bistro warm ist, ziehe ich meinen schwarzen Ledermantel nicht aus. Ich setze mich an den kleinen, runden Tisch dazu. Er sieht mich kurz an und sagt: „Das ist Berthold, ein alter Freund. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Dann wendet er sich seinem Freund zu und deutet er auf mich: „Das ist Amélie, von der ich dir schon erzählt habe.“Berthold lächelt mich an. „Gnädige Frau, es freut mich Sie kennenzulernen.“ Ich kann nicht einordnen, ob die förmliche Anrede ernst gemeint, oder aufgesetzte Ironie ist. Mir ist rätselhaft, warum mich manche immer wieder wegen meinem „von“ im Namen auf den Arm nehmen wollen. Berthold ist mir unsympathisch. Es soll hoheitsvoll aussehen und ich nicke nur leicht mit dem Kopf. Die Anwesenheit des Fremden stört mich. Hundertausendmal lieber wäre ich mit ihm allein. Er sagt zu Berthold: „Sei nicht so förmlich. Du kannst sie duzen.“Ohne mich um mein Einverständnis zu fragen, antwortet Berthold: „Hallo Amélie.“Ich nicke nur leicht mit dem Kopf. Ich bleibe beim „Sie“ und antworte betont gleichgültig: „Wie geht es Ihnen?“ Er hat bemerkt, dass mir die Situation nicht gefällt. Das sehe ich an seinem Grinsen.„Du hast doch nichts dagegen, dass Berthold uns Gesellschaft leistet?“„Aber nein. Natürlich nicht“ lüge ich. Ich soll ihn nicht anlügen, das gehört zu unserer Vereinbarung. Ich weiß, dass er mich dafür mit irgendeiner kleinen Gemeinheit bestrafen wird. Eine pummelige Kellnerin mit einem Tattoo Sternchen am Hals steht neben mir und wartet auf meine Bestellung. Sie riecht verschwitzt. Ich habe keinen Hunger, aber ich bestelle einen kleinen Salat mit Shrimps und ein Mineralwasser. Dann streichle ich seinen Arm mit den Fingerspitzen. Das sieht aus, als ob eine läufige Katze mit den Pfoten an seinem Arm kratzt. Er kennt mich und nimmt eine Zigarette aus der blauen Schachtel die vor ihm liegt und zündet die Zigarette an. Er nimmt einen Zug und ich öffne den Mund. Er steckt mir die Zigarette in den Mund, und jetzt erst darf ich auch daran ziehen. Das ist Teil unserer Vereinbarung. In seiner Gegenwart werden mir die Zigaretten von ihm zugeteilt. Vor mir wird eine kleine Mineralwasserflasche und ein Glas abgestellt. Am Gesichtsausdruck sehe ich dem Mädchen an, dass es ihr gleichgültig ist, wem und was sie serviert. Ich erkenne in ihren Augen keine Freude, nur andressiertes Tun, mit einer für ihren Job notwendigen Minimalfreundlichkeit.Ich trinke einen Schluck aus dem Glas. Er unterhält sich wieder mit Berthold über Dinge die nicht verstehe und die mich nicht interessieren. Trotzdem höre ich zu, aber ich sage nichts. Ich darf in seiner Gegenwart nur sprechen, wenn er es mir erlaubt. Plötzlich spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich öffne sofort meine Beine und seine Hand geht fest und fordernd höher. Er fragt nicht, er wirbt nicht um mich, er nimmt sich das was er von seinem Eigentum möchte. Er prüft, ob ich Strumpfhalter trage. Oder nicht. Er runzelt leicht die Stirn, und deine Finger dringen in mich ein. Ich spüre, dass ich nass bin. Ich halte den Atem an und sehe mich unauffällig um. Niemand scheint Notiz von uns zu nehmen. Auch Berthold scheint nichts zu bemerken. Seine Finger bewegen sind langsam hin und her, und ich kann mich kaum noch halten. Ich versuche ruhig zu atmen. Ohne mich anzusehen zieht er seine Finger aus mir und hält mir seine Hand hin. Ich küsse seine Finger und sehe aus den Augenwinkeln, dass Berthold lächelt. Hat er etwas bemerkt?Vor mir wird ein Teller mit Salat abgestellt. Ich habe keinen Hunger, aber ich will nach der Gabel greifen, da fasst er mein linkes Handgelenk mit einem festen Griff. Er schiebt meine Hand unter den Tisch. Mit seiner anderen Hand öffnet er seine Jeans. Er trägt nie Unterhosen und ich habe seinen harten Schwanz in der Hand. Ich beuge mich etwas vor, damit mein Mantel alles verdeckt. Sehen alle Gäste zu uns her, oder täusche ich mich? Niemand scheint auf uns zu achten. Ich reibe seinen harten Schwanz und tu so unbeteiligt wie möglich. Berthold grinst.Plötzlich sagt er zu mir: „Du bist heute sehr unaufmerksam.“Ich zucke zusammen und stottere: „Sie sind unzufrieden? Habe ich etwas falsch gemacht?“Er canlı bahis siteleri antwortet: „Bertold ist ein guter Freund den ich schon sehr lange kenne. Du willst doch nicht unhöflich sein?“Ich weiß nicht was ich sagen soll. Dann antworte ich stotternd: „Nein, natürlich nicht.“ „Na also.“ Ich sehe in fragend an. Gleichzeitig massiere ich zärtlich seinen Schwanz, der in meiner Hand pulsiert. Da sagt er zu mir: „Du hast noch eine Hand frei.“Ich verstehe nicht was er mir sagen will, da nimmt Berthold mit einem festen Griff mein rechtes Handgelenk und zieht es unter den Tisch. Meine Hand liegt auf seinem Oberschenkel. In der linken Hand habe ich einen Schwanz, und meine rechte Hand liegt auf dem Bein eines Fremden, den ich bis vor wenigen Minuten noch nie gesehen habe, und der mir unsympathisch ist. Ich wage kaum zu atmen. Berthold öffnet seine Jeans und führt meine Hand. Ich habe zwei Schwänze in den Händen und könnte vor Scham im Boden versinken. „Was wir zum Leben brauchen, werden wir uns schon irgendwie holen. Wir rauben ein paar Banken aus oder einen Geldtransport …“ Vielleicht ist die Musik der Toten Hosen ein Wink mit dem symbolischen Zaunpfahl. Während ich in der Mittagspause war, ist ein Gerichtsvollzieher aufgetaucht. Eigentlich war es nur eine unbedeutende Summe von viertausendzweihunderteinundzwanzig Euro. Ich bin stinksauer, aber Sandra versucht mich zu beruhigen: „Franz hat vergessen, einen Stofflieferanten zu bezahlen, und der ist durchgedreht und hat einen Titel beim Gericht erwirkt.“ Ich versuche ihr zu glauben, aber in ihrem Gesicht sehe ich Angst, und in ihren Augen ist ein stiller Hilferuf. Der Gerichtsvollzieher war sehr umgänglich. Er hat auf mich gewartet. In der Kasse unseres Style-Outlets waren noch die Einnahmen von gestern. Ich habe noch vierhundertsiebzig Euro in der Tasche, und kann den Gerichtsvollzieher mit einer Anzahlung von tausend Euro zufriedenstellen. Ich muss ihm aber versprechen, dass ich den Rest bis Anfang der kommenden Woche überweise. Als der Gerichtsvollzieher weg ist, versuche ich Franz auf seinem Handy zu erreichen. Mehr als eine Stunde lässt er mich warten, bis er endlich zurückruft. Er gibt sich vollkommen unbeeindruckt. „So etwas gehört zum Unternehmerleben dazu. Da musst du durch.“ Seine Stimme klingt unbekümmert, und er übergeht meine Vorwürfe. „Die Aufnahmen werden gut. Die Models sind der Hammer. Deine Kollektion kommt garantiert super an. Das wird ein Riesen-Knüller …“ Das sind seine Worte und langsam beruhige ich mich. Ich tröste mich mit dem Anblick der leuchtenden Farben und der edlen Stoffe, die sich wie ein perfekt auf Wirkung abgestimmter Regenbogen im Show-Room präsentieren. Ich habe das Kunstwerk geschaffen. Ich habe das arrangiert, ich allein und sonst niemand. Jetzt muss es nur noch verkauft werden. Mit meiner Kollektion verkaufe ich Träume und Hoffnungen. Im Leben muss alles präsentiert und verkauft werden. Bin ich auch dabei, meine Seele zu verkaufen?Warum ist Stefan so gedankenlos, und so weit weg von mir? Ich höre ihn atmen, aber ich fühle mich einsam und ich beneide ihn um seine Sorglosigkeit. Zwanzig Minuten vor Mitternacht liege ich mit offenen Augen auf dem Rücken und starre in die Dunkelheit. Mein Zustand wird gendermäßig korrekt mit Hündinnenmüde bezeichnet, und ich kann dennoch nicht einschlafen. Das passiert mir in der letzten Zeit öfter – viel zu oft und fast jede Nacht. Ich denke an ihn und seine Sprüche. Brainstorming ist ein blödes Wort, erfunden von Leuten, die in ihrem Leben noch nie richtig gearbeitet haben. Ich hing an seinen Lippen und ich habe jedes Wort wie göttliches Manna aufgesogen. Er hat gesagt, dass ein kleiner Sturm im Gehirn einen kreativen Prozess auslösen kann, der mich weiterbringt. Er hat mich weitergebracht. Na Bravo! Er sorgt dafür, dass ich gefickt werde, wann, von wem oder was, und wie er will, und ich lasse es mir gefallen. Bin ich ihm verfallen, oder ist das nur ein Abenteuer-Ausflug in eine mir unbekannte Welt? Unternehmensberater, Klugscheißer, Kotzbrocken – ich hätte es mir ja denken können. Was hat er erreicht? Mein Körper lechzt nach mehr. Mein Geist hechelt hinter ihm her, und die vielen kleinen und unbedeutenden Dinge, die vorher in meinem Kopf geschlafen und mich nicht gestört haben, erzeugen ein lästiges Durcheinander. Nicht am Tag – jetzt in der Dunkelheit lähmen schreckliche Ängste meinen Verstand. Er sagt: „Angst kann einen wunderbaren Adrenalin-Schock auslösen. Du wirst sehen, wenn deine Angst weitergezogen ist, bleibt ein unbeschreiblich schönes Hochgefühl zurück.“ Das tröstet mich, weil ich nicht weiß, vor wem oder was ich mich fürchte – vor Stefan jedenfalls nicht. Stefan ist ein ganz Lieber und würde mir nie etwas Böses tun. An konkreten Ereignissen oder Personen kann ich meine Ängste auch nicht festmachen, aber wie Gespenster tauchen die Schatten immer wieder auf. Sind es lästige Freunde, oder höllische Schwestern, die mich nicht schlafen lassen? Vielleicht sollte ich dem Packzeug etwas zum Essen und Trinken hinstellen, damit die sich wohlfühlen, bevor sie weiterziehen, und hoffentlich für immer verschwinden.Ich drehe mich auf die rechte Seite und in der Dunkelheit sehe ich leuchtende, rote Ziffern. Die Digitaluhr sagt mir, dass ich in acht Stunden wieder funktionieren muss. Wenn ich daran denke wird mir klar, dass ich zur dekadenten Ziehkaspertante mutiert bin. Mir vollkommen gleichgültige Kreaturen haben ihren Spaß, wenn sie mich beschäftigen können. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Diese Leute ziehen gedankenlos an einer imaginären Schnur und ich muss mich bewegen. Meine Arme zappeln, mein Kopf nickt, meine Beine strampeln und in meinem Gesicht ist ein hartes, aufgemaltes Lächeln. Fremdbestimmt gehorche ich jedem, der die Fäden in den Händen hält. „Love is just like a merry-go-round. With all the fun of the fair. One day I´m feeling down on the ground. Then I´m up in the air …” Tagsüber werde ich mit Briefen und Emails belästigt, nach deren Annahme ich mich desinfizieren und dazu ein entspannendes Vollbad nehmen sollte. Von Robotern am Fließband zusammengesetzte Höllenmaschinen zwingen mich, Anrufe von Leuten zu beantworten, die mir am Arsch vorbeigehen – und immer muss ich höflich und nett (ein bescheuertes Wort) bleiben, weil so ein blöder Chinese vor zweitausend Jahren gesagt hat: „Wer nicht lächeln kann, sollte kein Geschäft betreiben.“ Für den dümmsten Spruch aller Zeiten sollte man seinen verwesten Leib suchen, ausbuddeln und öffentlich verbrennen. Tag für Tag renne ich wie eine Hochleistungssportlerin, damit Termine die nicht einzuhalten sind, eingehalten werden, und immer wieder muss ich lügen, schwindeln, flunkern. Das ist mein Alltag in einem mörderischen Biotop, das sich „Familie“ und „Firma“ nennt und mit den Prädikaten „Verantwortung“ und „Selbstverwirklichung“ schmückt, während sich meine Partner auf Marbella schöne Tage machen. Aber ich beschwere mich nicht, so wie es ist gefällt es mir, und ich wollte nie etwas anderes.

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